Der Begriff „Weltraumwetter“ beschreibt die veränderlichen Bedingungen im erdnahen Weltraum, die technische Systeme im Weltraum und auf der Erde beeinträchtigen können. Die Hauptursache von Störungen unseres Weltraumwetters sind energetische Ausbrüche von der Sonne. Das Observatorium Kanzelhöhe für Sonnen- und Umweltforschung der Universität Graz führt regelmäßige, hochqualitative Beobachtungen der Sonne durch.

Mittels automatisierter Bilderkennungsmethoden werden Strahlungsausbrüchen in Echtzeit in den Beobachtungsdaten detektiert und Warnmeldungen ausgesandt. Das Observatorium Kanzelhöhe ist die österreichische Vertretung im internationalen ISES Weltraumwetter-Netzwerk und die europäische Kernstation zur Sonnenbeobachtung im Rahmen des SSA Weltraumwetter-Programms der Europäischen Weltraumbehörde ESA.

Sonnenflecken zählen - aber wie?

Die Sonnenfleckenrelativzahl wird eigentlich recht einfach gebildet:

Rz = k·(10·g+f)

k ist ein Korrekturfaktor für das teleskop bezogen auf das originale Zürcher Teleskop (ca. 8cm Öffnung).

g ist die Anzahl der Gruppen und f die Anzahl der Einzelflecken.

Als man jedoch die Relativzahlen der letzten 300 Jahre überprüft hat, hat man bemerkt, dass die Sache nicht so einfach ist. Denn sogar in der Hauptstation Zürich wurde nicht immer gleich gezählt, Rudolf Wolf (bis 1893) zählte anders als sein Nachfolger Alfred Wolfer, bedie wiederum anders als Max Waldmeier (1912-2000):

Waldmeier schrieb 1968 in den Astronomischen Mitteilungen der Eidgenössischen Sternwarte Zürich: ...Wolf hat die kleinsten Flecken nicht berücksichtigt....Später wurden Flecken entsprechend ihrer Größe Gewichte erteilt: Ein punktförmiger Fleck wird einfach gezählt, ein größerer, jedoch nicht mit Penumbra versehener Fleck erhält das statistische Gewicht 2, ein kleinerer Hoffleck 3, ein ...

In Locarno http://www.specola.ch wird immer noch gewichtet, siehe z.B. die Zeichnung vom 12.3.2015 : Die Fleckengruppe mit der Nummer 51 würde nach normaler Zählweise 10+15 = 25 ergeben, aber in der Tabelle rechts oben ist sie mit 27 Einzelflecken (also 10+27 = 37) vermerkt. Diese Zählweise ist aber sehr schwierig nachzuvollziehen vorallem, wenn Originalzeichnungen fehlen und es keine Aufzeichnungen darüber gibt, wann die Zählung umgestellt wurde. Noch im Laufe diese Jahres sollte eine korrigierte Version der ISN (International Sunspot Number) herauskommen, an der mehrere Wissenschafter (F. Clette, L. Svalgaard, R. Arlt, J.M. Vaquero, ..)  über mehrere Jahre hinweg gearbeitet haben, hauptsächlich durch Nachzählen und durchforsten alter Archivbestände.

 

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